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Ausbildung mit Aussicht

Er ist anspruchsvoll, abwechslungsreich, wichtig und sinnstiftend: der Beruf des Altenpflegers. Doch trotz Fachkräftemangels tragen nur wenige Einrichtungen zur Qualifizierung bei. Dazu gehört die AWO, bei der das Thema Ausbildung höchste Priorität hat.

Zwei junge Frauen, beide aus Nordrhein-Westfalen, gutes Auftreten, sympathische Erscheinungen und jeweils am Anfang der Berufslaufbahn. Die eine, Kathrin, gewann gerade bei der Castingshow »Popstars« und tourt bereits mit der Mädchenband »Lavive« quer durch die Republik. Die andere, Samantha, macht nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) im AWO Walter-Heckmann Senioren- und Sozialzentrum Herzogenrath eine dreijährige Ausbildung zur Altenpflegerin. Doch während Kathrins Musikkarriere in der schnelllebigen Medienbranche schon bald wieder beendet sein kann, wird Samantha ihr gesamtes Berufsleben stets einen Job bekommen.

Denn wer pflegt, hat eine Perspektive. Aufgrund der immer älter werdenden Bevölkerung gehörten 2008 die Sozialberufe erstmals zu den Top-Fünf der nachgefragtesten Arbeitskräfte, wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ermittelt hat. Allein 14.000 offene Stellen meldete die Bundesagentur für Arbeit im April 2009 für Altenpfleger. »Wir haben jedes Jahr zwischen 70 und 80 Leute in der Ausbildung«, sagt Hans-Peter Barbeln, Geschäftsführer der AWO Gesellschaft für Altenhilfeeinrichtungen (GESA) und verantwortlich für die 11 Seniorenzentren der AWO Mittelrhein. »Ab Frühjahr bieten wir zusätzlich interessierten Pflegehelfern an, sich berufsbegleitend zur Fachkraft qualifizieren zu lassen. Die Wahrscheinlichkeit, danach arbeitslos zu werden, ist gleich null.«

Die vielseitige Ausbildung, mit der man danach in unterschiedlichsten Bereichen tätig sein kann, umfasst innerhalb von drei Jahren rund 2.100 Stunden Theorieunterricht in einer Berufsfachschule sowie einen praktischen Teil von mindestens 2.500 Stunden – wobei auch die Möglichkeit zum Auslandspraktikum besteht.
Neben der pflegerischen und medizinischen Kenntnisvermittlung geht es um die psychischen und sozialen Bedürfnisse alter Menschen. Die Generation, die heute im Heim lebt, hat noch Weltkriege erlebt, hat gehungert, gefroren und hart gearbeitet. Das sollten die Auszubildenden verstehen und jedem einzelnen mit Respekt begegnen. Einfühlungsvermögen und Kommunikationsfähigkeit sind unverzichtbar.

»Der Umgang mit zum Teil verwirrten, bettlägerigen Menschen erfordert viel Empathie, Selbstständigkeit und Verantwortung«, sagt Lothar Cecharowski, AWO Einrichtungsleiter in Herzogenrath. »Hilfe beim Waschen gehört genauso dazu wie das Verabreichen von Mahlzeiten und Injektionen. Außerdem wichtig: die Pflege-Dokumentation wie das Ausfüllen von Formularen und Checklisten, denn Krankenkassen zahlen nur, was ordnungsgemäß verzeichnet ist.«

13 Azubis sind derzeit in seinem Haus beschäftigt, darunter eine junge Kauffrau zur Gesundheitspflege – und Samantha, die auch die guten Aufstiegsmöglichkeiten schätzt. Denn mit einer Zusatzqualifikation von rund 400 Stunden kann man zum Beispiel Wohnbereichsleiter werden und sich damit nicht nur den eigenen Fähigkeiten entsprechend weiterentwickeln, sondern auch in relativ kurzer Zeit ordentlich verdienen. Apropos: Im ersten Ausbildungsjahr bekommen Altenpfleger 759 Euro, im zweiten 820 und im dritten bereits 922 Euro – rund ein Drittel mehr als z. B. das Durchschnittsgehalt einer angehenden Hotelkauffrau! Anders als in anderen Alteneinrichtungen hat die AWO Mittelrhein auch kein Problem, Nachwuchs zu rekrutieren.

»Wir nehmen die Ausbildung sehr wichtig«, so Lothar Cecharowski. »Dazu gehört eine vernünftige Begleitung der jungen Leute durch Praxisanleiter.« Wer in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen wird, hat eine 39-Stunden-Woche und bekommt neben seinem Monatsgehalt eine zusätzliche Altersversorgung. Und Dankbarkeit – oft eine wichtige Motivation. Denn Altenpfleger ist zwar ein sehr fordernder Job, aber mit ganz vielen Glücksmomenten.

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