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Eine lange Geschichte

Fünf bis sieben Meter windet sich der Darm durch unseren Bauch. Das Verhältnis zur Körperlänge beträgt damit etwa 4:1 und hat mit der Art unserer Ernährung zu tun. Menschen sind als Allesfresser angelegt. Sie brauchen einen etwas längeren Darm als reine Fleischfresser, da das Verdauen von Pflanzenfasern mehr Zeit benötigt.Deshalb ist zum Beispiel ein Schafsdarm auch 24-mal so lang wie das Tier selbst!

Es gab eine Zeit, da reichte es schon zu sagen, »ich komme aus Darmstadt«, um für verschämtes Kichern oder betretenes Schweigen zu sorgen. Der Begriff »Darm« wurde erst so richtig salonfähig, als ihm Ärztin Giulia Enders mit ihrem Bestseller »Darm mit Charme« eben diesen verlieh. Heute wächst das Interesse an der Darmgesundheit glücklicherweise stetig. Uns ist bewusst, dass unsere Verdauung die entscheidende Rolle bei der optimalen Verwertung von Nahrung spielt. Ein Großteil unserer Immunzellen sitzt im Darm. Giulia Enders ist sich sicher, dass ein gesunder Darm nicht nur körperliche, sondern auch psychische Auswirkungen hat. Menschen, die auf ihre Darmgesundheit achten, sind mit sich im wahrsten Sinne des Wortes »im Reinen«.

Wie funktioniert der Darm?

Die Verdauung beginnt schon beim Kauen. Der Magen bereitet dann mithilfe seiner Säure aus der Nahrung einen Brei vor, der im Dünndarm in seine Bestandteile zerlegt wird. Unterstützt wird der Darm dabei von Gallenblase und Bauchspeicheldrüse sowie ihren Flüssigkeiten und Enzymen. Nährstoffe werden von der Schleimhaut des Dünndarms aufgenommen und gelangen von hier aus ins Blut. Damit der übrige Brei weitertransportiert wird, ist der Darm in Bewegung, sobald Nahrung den Dünndarm erreicht. Der Darm ist ein Muskelschlauch, der von Mikroorganismen besiedelt und von feinen Nervenzellen durchzogen ist. Manche Wissenschaftler sprechen in diesem Zusammenhang von einem »Bauchgehirn«, das mit dem Gehirn im Kopf korrespondiert. Es meldet nicht nur Schmerzen und Hunger, sondern beeinflusst auch die Gefühle. Die vielzitierten »Schmetterlinge im Bauch« sind keine Einbildung.

Darmgesundes Verhalten

In der US-Serie »The Big Bang Theory« sorgt einer der Hauptdarsteller (Sheldon Cooper, gespielt von Jim Parsons) regelmäßig für Lacher, wenn es um die penible Einhaltung seines Toilettenplans geht. Dabei macht er es richtig: Unser Darm liebt Routine und hasst Stress. Eine regelmäßige Tagesstruktur begünstigt eine regelmäßige Verdauung, während wechselnde Essenszeiten die nötigen Abläufe schnell einmal durcheinanderbringen können. Wenn allerdings der Darm übernimmt, ist wiederum Spontaneität gefragt: Stuhlgang sollte nie unterdrückt, sondern so schnell wie möglich nach draußen befördert werden. Einem zögerlichen Darm kann durch Bewegung auf die Sprünge geholfen werden. Sportarten wie Laufen, Radfahren, Schwimmen, aber auch einfaches Spazierengehen regen die Darmmuskulatur an. Auch eine Bauchmassage kann helfen, Verstopfung zu vermeiden.

Darmgesunde Ernährung

Dass Ballaststoffe gut für die Verdauung sind, hat sich längst herumgesprochen. Viele Menschen haben allerdings den Eindruck, von ballaststoffreicher Nahrung gerade Bauchschmerzen zu bekommen. Vermutlich wollten sie dann zu viel auf einmal. Eine Ernährungsumstellung sollte dem Darm zuliebe langsam vonstatten gehen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, ohnehin nicht mehr als 30 Gramm Ballaststoffe pro Tag. Das lässt sich schon erreichen, wenn es zum Frühstück ein nahrhaftes Müsli gibt, mittags Vollkornreis oder Kartoffeln als Beilage und zwischendrin noch die berühmten fünf Portionen Obst und Gemüse – egal, ob als Knabber-Rohkost, Fruchtsalat oder als Smoothie.

Zur ballaststoffreichen Ernährung gehört unbedingt auch eine ausreichende Versorgung mit Flüssigkeit. Die DGE empfiehlt generell zwei Liter pro Tag. Wasser ist die beste Wahl, gefolgt von ungesüßten Tees oder Fruchtschorlen. Zucker und Alkohol sollten nur ausnahmsweise genossen werden.

Vorsorge ist die beste Medizin. Bei keiner anderen Krebsart bietet die Früherkennung derart große Chancen wie bei Darmkrebs. Deshalb engagiert sich die Felix Burda Stiftung, benannt nach dem im Alter von 33 Jahren verstorbenen Verlegersohn, mit betrieblicher Prävention, einer Gesundheits-App, einem Risiko-Check, dem bundesweiten Darmkrebsmonat März, dem Felix Burda Award und eben dem mobilen Darmkrebs-Modell.

Darmkrebs ist eine »stille« Krankheit. In den meisten Fällen gibt es keine Warnzeichen. Im Gegensatz zu anderen Krebsarten entsteht Darmkrebs aber aus Vorstufen, den zunächst gutartigen Polypen. Bis daraus Krebs entsteht, bleiben rund zehn Jahre, um ihn zu verhindern. Es gibt verschiedene Möglichkeiten zur Vorsorge bzw. Früherkennung. Die effektivste Methode ist die Darmspiegelung (Koloskopie). Ab 55 Jahren übernehmen die Krankenkassen die Kosten der Untersuchung. Die Darmspiegelung selbst verläuft sauber und schmerzfrei. Auf Wunsch gibt es zu Beginn der Untersuchung ein leichtes Beruhigungsmittel. Manche Menschen scheuen sich allerdings vor den Vorbereitungen. Im Hinblick auf die Sicherheit, die eine Darmspiegelung bedeutet, sind die Unannehmlichkeiten aber zu vernachlässigen. Zwei Liter einer speziellen Lösung müssen über einen halben Tag verteilt eingenommen werden. Feste Nahrung ist tabu, eine Toilette sollte immer erreichbar sein. Der Darm wird restlos von Speise- und Stuhlresten befreit, damit bei der Untersuchung freie Sicht herrscht. Das Endoskop, das dabei verwendet wird, ist nicht einmal so breit wie ein Ein-Cent-Stück. Nach 20 Minuten ist die Prozedur meist schon beendet. Und danach ist wieder für rund zehn Jahre Ruhe!

Eine Frage der Haltung

Wer auf einer öffentlichen Toilette Fußabdrücke auf der Klobrille sieht, ist vermutlich erst einmal verwundert. Diejenigen, die solche Spuren verursacht haben, waren beim Anblick unserer westlichen WCs aber sicher ähnlich erstaunt. Im 90-Grad-Winkel sein Geschäft zu verrichten, ist unnatürlich, auch wenn es uns vollkommen normal vorkommt. Gesund, vor allem in asiatischen Ländern weit verbreitet und seit Jahrtausenden erprobt, ist dagegen die Hockhaltung. Um diesen 35-Grad-Winkel nachzuahmen, wird nicht mehr als ein Toilettenhocker benötigt. Er bringt die Füße in Stellung und verhindert das Abklemmen des Schließmuskels. Wenn Stuhl schneller abtransportiert wird, haben Beschwerden wie Verstopfung, Reizdarm oder Hämorrhoiden keine Chance.

Tipp

Der praktische, ärztlich empfohlene Toilettenhocker HOCA ermöglicht Ihnen die optimale Sitzhaltung auf dem WC. Weitere Informationen unter www.toilettenhocker.de


Selbsthilfe und Informationen

zu Verdauungskrankheiten bietet die Gastro-Liga, Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darm und Leber sowie von Störungen des Stoffwechsels und der Ernährung e.V. (DGVS) unter www.dgvs.de

Zum Weiterlesen

Giulia Enders
»Darm mit Charme«
ullstein Verlag
ISBN: 3-550-08184-2
16,99 EUR (Hörbuch: 9,99 EUR)

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