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Auf eine Tasse Kaffee mit Willi Krämer

Interview mit dem 86-jährigen einstigen Sportchef des ZDF.

Willi Krämer (86) – der einstige ZDF-Sportchef – lebt im AWO Seniorenzentrum »Ursel Distelhut Haus« in Mainz-Mombach

Herr Krämer, Ihr Name steht für ein Stück Mediengeschichte: Sie gehörten zu den Gründungsvätern der ZDF-Sportabteilung und haben am 24. August 1963, zum 1. Spieltag der Fußballbundesliga, »Das Aktuelle Sportstudio« auf den Bildschirm gebracht.

Nach fast einem halben Jahrhundert ist die Sendung noch immer eine der beliebtesten Formate im deutschen Fernsehen.

Ist der Samstagabend auch für Sie ein »Pflichttermin« im TV?

Willi Krämer:
Eigentlich schon, aber inzwischen ist mir die Uhrzeit zu spät – da schlafe ich meist schon.

Prominente wie der kürzlich verstorbene Harry Valérien, Wim Thoelke oder Hanns Joachim Friedrichs moderierten diese Sportsendung. Hat es Sie nie gereizt, vor die Kamera zu treten?

Nein, da gehörte ich nicht hin. Einmal musste ich für einen kurzfristig krank gewordenen Moderator einspringen. Es war furchtbar – für mich genauso wie für die Zuschauer.

Sie haben viele Persönlichkeiten kennengelernt. Welche hat sie besonders beeindruckt?

So einige, z.  B. Fritz Walter oder Max Schmeling. Aber nachhaltig geprägt hat mich Karl Holzamer. Der damalige Intendant des ZDF holte mich zum Team, um den Sender mit aufzubauen. Er war eine ganz besondere Person, und zwar als Chef, Lehrer, Kollege und Pädagoge.

Vor Ihrer TV-Karriere arbeiteten Sie als Sportreferent im Bundespresseamt in Bonn.

Ja, und zwar als Verbindungsmann zwischen dem damaligen DSB-Präsidenten Willi Daume und Konrad Adenauer, den ich sehr geschätzt habe. Nie werde ich vergessen, wie der damalige Bundeskanzler in einer Runde sagte: »Von dem Sportfritzen – damit war ich gemeint – bekomme ich jede Woche eine Liste mit Neuigkeiten. Aber dass im Ruhrgebiet so viel Kohle auf Halde liegt, das hat mir keiner gesagt.«

Viel Gegenwind bekamen Sie nach Ihrer öffentlichen Forderung zu spüren, die Bundesrepublik solle an der Olympiade in München nur als Gastgeber teilnehmen, sich aber der Wettkämpfe enthalten.

Stimmt, das rief allgemeine Empörung hervor. Ich war dann als Teamchef für das ZDF vor Ort und habe das Attentat unmittelbar miterlebt. Die Verbrecher befanden sich genau gegenüber unseres Hotels – es war das Schlimmste, was ich in meiner Berufslaufbahn erlebt habe.

Und was war das Schönste?

Dass ich 1948 Deutscher Meister über 100 Meter Rückenschwimmen wurde! Ich war immer sportbegeistert, habe meine Freizeit am liebsten im Schwimmbad verbracht, wo ich auch meine spätere Frau Inge kennenlernte. Ich studierte an der Kölner Sporthochschule und baute den SV 05 Würzburg auf, inzwischen einer der größten und erfolgreichsten Schwimmsportvereine Deutschlands.

In Würzburg begegneten Sie u. a. dem Unternehmer und Dressurreiter Josef Neckermann, der die Deutsche Sporthilfe gegründet hat

… Und bald darauf war die Idee geboren, einen jährlichen Spenden-Ball des Sports zu organisieren.

Inzwischen ist der »Ball des Sports« längst eine der glamourösesten Benefizveranstaltungen hierzulande. Er findet am 2. Februar 2013 zum 43. Mal statt – diesmal unter dem Motto »Symphonie der Räder«. Schirmherr ist Bundespräsident Joachim Gauck.

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