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Ein Gespräch über den Wandel in der Pflege und schöne Erinnerungen

Er gehörte zu den dienstältesten Einrichtungsleitern der AWO: Nach 31 Jahren als Chef im oberbayerischen Seniorenzentrum Peiting hat sich Frank Doubrawa nun in den Ruhestand verabschiedet. Ein Gespräch über den Wandel in der Pflege und schöne Erinnerungen.

Herr Doubrawa, Sie können auf drei Jahrzehnte Berufserfahrung zurückblicken. Sie müssen es wissen: Welche Eigenschaften sollte man mitbringen, um Spaß an diesem Job zu haben?

Tatkraft, Mut, Humor, viel Freude am Leben und Gelassenheit braucht man, um mit einem Lächeln im Gesicht diesen Job tagtäglich anzugehen.

Das war früher sicherlich nicht anders als heute, oder?

Der Beruf der Pflegefachkraft hat sich stark gewandelt. Früher waren unsere Bewohner um einiges jünger als heute. Wir haben teilweise richtige Wandertouren machen können – das ist inzwischen, zumindest bei uns in Peiting, unvorstellbar. Was ich damit sagen möchte: Es hat sich eine Situation entwickelt, die eine Rund-um-die-Uhr-Pflege unabdingbar macht. Das bringt für unser Personal ganz andere Belastungen und Herausforderungen mit sich als noch in den 80er Jahren.

Junge Leute, die vor der Berufswahl stehen –  was würden Sie ihnen raten?

Tretet ihn an! Man übernimmt viel Verantwortung, aber man bekommt auch viel zurück. Was die gesellschaftliche Anerkennung und Bezahlung angeht, wird sich in Zukunft einiges zum Positiven entwickeln. Viele Aufstiegsmöglichkeiten sind doch ein wunderbarer Anreiz. Die Nachfrage an Fachkräften in der Pflege nimmt schon jetzt erheblich zu. Der Beruf hat Zukunft.

Wie ist es um die Pflege heutzutage bestellt?

Nach 31 Jahren als Einrichtungsleiter kann ich sagen, dass das Thema Pflege von der Politik leider stark vernachlässigt wird. Wir haben zu wenig Fürsprecher und nahezu keine tatkräftige Lobby. Nachdenklich macht mich die Tatsache, dass für viele Angehörige die Pflege zu teuer ist. Folge: Sie versuchen zu Hause zu pflegen. Oftmals fehlt es dafür an den erforderlichen Kenntnissen, von der körperlichen und mentalen Belastung mal ganz zu schweigen. Jeder muss sich Pflege leisten können, Geld darf hier einfach keine Rolle spielen.

Wie stellen Sie sich ihr eigenes leben im Alter vor?

Ach, das sogenannte Alter steht ja nun direkt bei mir vor der Tür und klopft jeden Tag etwas lauter an. Ein Problem ist das aber nicht für mich. Ich freue mich zusammen mit meiner Frau auf unseren Garten und so viel Zeit wie nur möglich mit der Familie zu verbringen. Zudem bin ich leidenschaftlicher Hobbyfotograf. Die idyllische Kulisse hier in Oberbayern gilt es festzuhalten. Sie merken schon, Langeweile kommtbei uns sicherlich nicht auf.

Können Sie sich vorstellen, selbst einmal in einem Seniorenheim zu wohnen?

Selbstverständlich! Ob es nun unbedingt dieses Haus sein wird, sei dahingestellt (lacht). Aus diesem Grund haben wir auch schon vor Jahren eine private Pflegeversicherung abgeschlossen, zu der ich übrigens nur jedem raten kann.

Als Einrichtungsleiter haben Sie sicher vieles erlebt. Verraten sie uns doch bitte ihre Lieblingsanekdote.

An eine Geschichte erinnere ich mich besonders gerne: Wir hatten einen Bewohner, der vom Beruf aus Grafiker war. Uns kam die Idee, in unserer Einrichtung eine Ausstellung seiner Werke zu veranstalten. Diese fand einen solchen Anklang, dass seine Bilder auf Wanderschaft gingen und auch in anderen Häusern präsentiert wurden. Zu diesem Zeitpunkt war der gute Herr übrigens 93 Jahre. Die Fröhlichkeit und Zufriedenheit, die er während dieser Zeit ausstrahlte und damit alle ansteckte, wird mir für immer in Erinnerung bleiben. Solche Geschichten sind es, die diesen Beruf für mich so erfüllend und einzigartig machen.

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Hallo Herbst

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