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Allergien im Alter – Was tun?

© iStockphoto - Filmfoto

Wenn im Alter die Allergien kommen

Jetzt im Frühling haben Pollen Hochsaison. Ob Bäume, Gräser oder Kräuter, Allergiker*innen sind überall davon betroffen. Folgt man den Zahlen des Robert-Koch-Instituts, leiden in Deutschland rund 12 Millionen Menschen unter Heuschnupfen. Das sind knapp 15 Prozent der gesamten Bevölkerung, die gerade zu dieser Jahreszeit von Niesattacken, Schnupfen und Augenjucken geplagt sind. Während man lange davon ausging, dass sich eine Allergie im frühen Leben entwickelt, können auch Menschen jenseits der 65 davon betroffen sein. Das ist zwar keine neue Erkenntnis, aber warum werden Allergien im Alter erst jetzt thematisiert?

Sonja Lämmel
Die Diplom- Oecotrophologin arbeitet seit 20 Jahren beim DAAB, dem Deutschen Allergie- und Asthmabund e. V. mit Sitz in Mönchengladbach
Frau Lämmel, Allergien im Alter treten laut Statistik bei rund 10 Prozent der Menschen 65+ erstmalig auf. Wie kann man sich das erklären?

Eine Allergie ist grundsätzlich eine Überreaktion des Immunsystems. Also warum sollten nur junge Menschen Allergien entwickeln? Ältere Menschen haben sogar ein höheres Risiko, weil auch das Immunsystem sich im Alter verändert. Die Haut wird durchlässiger für Schadstoffe und somit auch für Allergene. Dazu werden die Schleimhäute an Auge und Nase oder auch die Atemwege im Alter empfindlicher, trockener und schneller reizbar.

Um welche Allergien handelt es sich denn hauptsächlich?

Ich kann dazu keine genauen Zahlen nennen. Jedoch zeigt sich aus Erfahrung, dass es vor allem die klassischen Pollenallergien sind. Aber auch Hausstaubmilben sind ein Thema, weil die Menschen in diesem Alter viel mehr zu Hause sind. Personen über 65 Jahren haben oft ein empfindliches Bronchialsystem. Dadurch können die Symptome stärker werden. Auch Kontaktallergien, wie zum Beispiel mit Nickel, gewissen Duftstoffen in Kosmetika und ätherischen Ölen, können sich das erste Mal im Alter bemerkbar machen.

Wie verhält es sich denn mit Lebensmittelallergien?

Die treten hingegen eher seltener auf. Das heißt, allergische Reaktionen auf Milch-, Eier- oder Sojaprodukte sind bei älteren Menschen nicht so häufig.

Im Sprachgebrauch werden die Begriffe Allergie und Intoleranz fälschlicherweise oft synonym verwendet. Wann kann ich denn zum Beispiel von einer Laktose-Intoleranz bzw. Allergie gegen Milchprodukte sprechen?

Grundsätzlich wird eine unerwünschte Reaktion des Körpers immer als »Unverträglichkeit« bezeichnet. Dabei unterscheidet man noch zwischen einer allergischen und nicht-allergischen Unverträglichkeit. Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem mit sogenannten IgE-Antikörpern auf einen Fremdstoff, der zunächst ungefährlich ist. Bei einer Intoleranz ist das Immunsystem dagegen nicht beteiligt. Dem Körper fehlt es dann an Enzymen, um z. B. die Laktose abzubauen.

Welche Symptome lassen auf eine Allergie bzw. Unverträglichkeit schließen?

Die Beschwerden sind vielfältig. Bei einer klassischen Pollenallergie treten Rötungen/Juckreiz am Auge, Schnupfen, Atemprobleme bis hin zur Luftnot auf. Man kann sich ein bisschen abgeschlagen fühlen oder auch grippeähnliche Symptome haben. Bei einer Kontaktallergie reagiert der Körper häufig mit Juckreiz oder Ekzemen. Bei einer Laktose-Intoleranz können Blähungen und Durchfall auftreten.

Welche Möglichkeiten der Behandlung gibt es?

Die erste Maßnahme ist: Man muss die Allergie diagnostizieren. Das geschieht bei einem Allergologen. Dieser wird einen Test durchführen und dann feststellen, ob eine Erkrankung vorliegt. Grundsätzlich lassen sich die Beschwerden mit Medikamenten gut behandeln. Auch eine ursächliche Therapie wie die Hyposensibilisierung ist im Alter vielversprechend.

Was passiert, wenn ich mich nicht behandeln lasse?

Das Problem mit den Allergien ist, dass sie nicht einfach von allein weggehen. Unsere Empfehlung ist daher, sich stets Hilfe zu holen, wenn man einen Verdacht auf eine Unverträglichkeit hat. Denn nicht behandelte Allergien können sich z. B. auf die Bronchien setzen, zu einem allergisches Asthma und im schlimmsten Fall auch zu einem chronischen Asthma führen. Auch eine unbehandelte Kontaktallergie kann chronische Beschwerden wie etwa Ekzeme auslösen, die sich später nicht mehr so leicht behandeln lassen. Daher sollte man bei Beschwerden immer einen Arzt konsultieren und weitere Schritte einleiten, um die Allergie unter Kontrolle zu bekommen.

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