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Lebensspuren 3/10: Brunhilde Pötzsch, 74, aus dem AWO Seniorenzentrum Josefstift in Fürstenfeldbruck

Brunhilde Pötzsch

Was prägt uns, gibt uns Halt und Orientierung? Welche Ereignisse, Menschen und Momente bleiben unvergesslich? Zehn Bewohnerinnen und Bewohner aus AWO Seniorenheimen erzählen von ihren Erfahrungen – begleitet von Weisheiten, die zur jeweiligen Biografie passen und die sich wie ein roter Faden durch ihr Leben ziehen.

Brunhilde PötzschBRUNHILDE PÖTZSCH, 74, AUS DEM AWO SENIORENZENTRUM JOSEFSTIFT IN FÜRSTENFELDBRUCK:

»In Bayern lebe ich erst seit einem Jahr. Mein Sohn, SPD-Vorsitzender in Fürstenfeldbruck, wollte mich nach meinem Zusammenbruch in seiner Nähe haben. Es war unmöglich, allein in meiner sächsischen Heimat zu wohnen. Die erste Zeit fiel mir sehr schwer, aber Gott sei Dank sehe ich immer alles von der positiven Seite. Mich auf neue Gegebenheiten einzustellen, musste ich früh lernen. Etwa als ich nach der 10. Klasse gezwungen war, die Schule zu verlassen, weil ich kein Arbeiterkind war. Ich machte eine Ausbildung zur Fotografin und war mit meiner Kamera in Roßwein und Umgebung unterwegs: in der Leichenhalle, wo ich Tote fotografierte, genauso wie auf Studentenbällen. Die haben natürlich besonders viel Spaß gemacht, denn nach dem Dienst wurde getanzt. Überhaupt trieb ich gerne Schabernack. In meinem Abschlusszeugnis vermerkten sie deshalb: › sie ist lustig ‹ . Mit 24 ließ ich mich trauen. Leider hat mein Mann den Fall der Mauer nicht mehr erlebt, denn er starb ein Jahr zuvor. Ich freute mich natürlich sehr für meinen Sohn, denn der hatte nun mehr Möglichkeiten. Aber › bei uns ‹ ging es herzlicher zu. Es schweißt zusammen, wenn man für alles Schlange stehen muss – da hilft einer dem anderen. Und man lernt, sich über Nichtigkeiten zu freuen. Das habe ich mir bewahrt.«

 

»SO IST DAS LEBEN, UND SO MUß MAN ES NEHMEN, TAPFER, UNVERZAGT UND LÄCHELND – TROTZ ALLEDEM.«
ROSA LUXEMBURG (polnisch-deutsche Sozialdemokratin, 1871-1919)

 

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Franz Werner

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