in ,

Sandro Plett – »Mehr Respekt und Anerkennung für Altenpfleger und Senioren«

Altenpfleger Sandro Plett mit zwei Seniorinnen

Er ist Pflegefachkraft im AWO Seniorenzentrum Neuwied und hat die Facebook-Seite »Mehr Respekt und Anerkennung für Altenpfleger und Senioren« ins Leben gerufen. Die Reaktionen sind überwältigend und motivieren den 24-Jährigen, sich weiter für ein positives Image seines Berufsstandes einzusetzen.

Altenpfleger Sandro PlettIm Alter von zwei Jahren bin ich von Paraguay Chaco nach Deutschland gezogen. Als ich mit 17 die Schule beendet hatte, wusste ich nicht so recht, was ich beruflich machen soll. Mein Gefühl sagte mir aber, dass ich etwas im sozialen Bereich machen will. Um mich erst einmal zu orientieren, absolvierte ich ein Praktikum im örtlichen Seniorenheim der AWO Neuwied. Ich hatte keine Vorstellung von der Arbeit und stellte mir den Umgang mit alten Menschen ganz entspannt vor – in erster Linie mit ihnen spazieren gehen und ›Mensch ärger dich nicht‹ spielen. Ehrlich gesagt, nahm ich das alles anfangs nicht besonders ernst. Trotzdem entschloss ich mich für ein Jahrespraktikum, denn mich beeindruckten die Bewohner, von denen jeder einzelne eine Geschichte in sich trägt. Jeder war mal jung; und ich finde es sehr spannend zu erfahren, wie sie ihr Leben geführt, welche Träume und Gedanken sie hatten und noch immer haben.

2010 begann ich zunächst eine Ausbildung als Altenpflegehelfer und habe danach noch einmal zwei Jahre drangehängt. Seit 2013 bin ich nun Pflegefachkraft. Erst im Laufe meiner Ausbildung bin ich zu einer Persönlichkeit herangewachsen. Inzwischen weiß ich, dass Geld und Schönheit nicht alles ist und es Dinge gibt, die man nicht bezahlen kann. Durch den Beruf der Altenpflege lernt man den Wert eines Menschen zu schätzen, man empfindet Respekt, und man erkennt, was im Leben einen Sinn hat und was Sinn ergibt.

Anfangs habe ich mich sehr über die Reaktionen meines Umfeldes bezüglich meiner Berufswahl geärgert. Kaum hatte ich gesagt, was ich mache, kam sofort das Thema Intimpflege auf den Tisch, und schnell fiel das Wort ›Arschabwischer‹. Dabei macht das gerade mal zehn Minuten vom ganzen Tag aus. Pflege ist viel mehr als viele glauben oder zu wissen meinen. Man muss diesen Beruf erleben, bevor man darüber reden kann. Dann würde man nämlich merken, wie erfüllend er ist. Was gibt es Schöneres als das Lachen und die Dankbarkeit eines Menschen, der auf einen angewiesen ist?! Um etwas den negativen Einstellungen entgegenzusetzen und Einblick in meinen Joballtag zu geben, fing ich an, Aufnahmen auf YouTube zu stellen, wie ›Momente eines Altenpflegers – Sandro Pé‹. Danach entschuldigten sich viele für ihre Vorurteile, und ich merkte wiederum, dass da wirklich Aufklärungsarbeit nötig ist.

Altenpfleger Sando Plett mit einer SeniorinDeshalb kam ich auf die Idee, darüber auf Facebook zu berichten. Schließlich kommunizieren heutzutage sogar Politiker auf diese Weise, um ihre Inhalte zu transportieren. Warum also sollte nicht auch mal ein soziales Thema über das Internet vermittelt werden, dachte ich mir. Und so gibt es seit anderthalb Jahren meine Facebook-Seite ›Mehr Respekt und Anerkennung für Altenpfleger und Senioren‹. Danach entstanden deutschlandlandweit viele andere Seiten. Aber das stört mich nicht, sondern im Gegenteil: Es kann nie genug Berichte über das Gute geben. Ich schreibe aber nicht nur meine Gedanken auf, sondern zeige auch mit selbst hergestellten Bildern die emotionale Seite des Pflegealltags und stelle philosophische Texte dazu. Ganz wichtig ist auch der Austausch mit anderen und dass andere wissen, sie sind nicht allein. Jeder kann auch seinen Frust loswerden, der sich manchmal aufstaut. Schließlich ist unser Arbeitsalltag ziemlich anstrengend, und abends fühlt man sich oft wie ausgesaugt. Für mich ist Schreiben ein Ventil, und ich freue mich sehr, dass ich bereits 33.000 ›Follower‹ habe. Seit Neuestem spreche ich in einer Art Poetry Slam über Pflege. Die Verbindung von Wort und Musik entspricht meiner Generation. Um sie zu erreichen, veröffentliche ich das Video auf meinem Pflegekanal ›Pflege du und ich‹, den man über YouTube verfolgen kann.

Mein Ziel: über Facebook den Altenpflegern von ganz Deutschland eine Plattform mit Wiedererkennungswert zu bieten. Mein Traum ist aber, mich eines Tages mit einem eigenen Pflegedienst selbständig zu machen. Pflege ist nicht nur ein Job, sie ist eine Berufung. Das ist manchmal nicht einfach für die Familie, denn wer die Beschäftigung mit alten Menschen sehr intensiv durchführt, also mit Herz und Seele dabei ist, bei dem dauert es ein Weilchen, bis er nach dem Dienst wieder in seiner eigenen Welt angekommen ist – zumindest geht es mir so.«

Kommentare

Leave a Reply

Schreibe einen Kommentar zu Dreher Stefan Antworten abbrechen

Loading…

0
Herr hört ein Hörbuch

Hörbücherei vor Ort : Schmökern mit den Ohren – die „Hörbücherei vor Ort“ macht’s möglich!

Ärztliche Beratung

Autofahren im Alter: Ältere Autofahrer wünschen sich Mobilitätsberatung durch Ärzte