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Wir sind dann mal weg

Jetzt heißt es: Raus aus dem Alltag, rein in die Ferien! Die AWO bietet viele Möglichkeiten, Neues zu entdecken und per Bus, Bahn, Schiff oder sogar Flugzeug andere Länder und Regionen kennenzu-lernen. Ob Kur oder Kultur, Strand oder Stadt – für jeden gibt’s ein passendes Angebot.

Sie ähnelt mit ihrem grau-weißen Bob und den stahlblauen Augen der Schauspielerin Barbara Rütting – und sie strahlt wie die Mecklenburger Sonne. Auf diesen Anblick hatte sie sich schon lange gefreut: das Ensemble aus alten Speicherhäusern, Hafen und der über allem thronenden Marienkirche.»Hier lebte ich zwanzig Jahre mit meinem Mann und den Kindern«, sagt die 79-Jährige und zeigt auf die Gebäudefassaden der hübschen Altstadt von Waren an der Müritz. Zur Auffrischung der Erinnerung sollte es noch einmal hierher gehen, gebucht beim AWO Reisedienst Brandenburg. Eine Tagesfahrt zum Luftkurort inklusive Dampfschifffahrt. Seit den frühen Morgenstunden sind sie und ihre Reisegruppe auf den Beinen. Die meisten der 48 Teilnehmer haben sich erst im Bus kennengelernt, sie unterhalten sich jedoch beim Matjesessen in der urigen Fischerkneipe »Pier 13« schon angeregt wie alte Bekannte.

… Einfach mal eine Weile von zuhause weg sein …

Das ist einer der Gründe für gemeinsame Unternehmungen: der Austausch mit Gleichaltrigen. Für Elli Mattschey ist es sogar das Schönste an diesen Ausflügen.

»Ich habe eine große Familie mit fünf Enkeln und vier Urenkeln, die ich über alles liebe«, so die 82-Jährige. »Aber ich möchte meine Freizeit auch mit Leuten verbringen, die eine ähnliche Lebensgeschichte und Themen wie ich haben.«

Ein anderes wichtiges Reisemotiv ist die Abwechslung. Christel Höhne etwa will »einfach mal eine Weile von zuhause weg sein«. Und Margot und Horst Abraham sind als Stammkunden jeden Monat dabei. Ihr nächstes Highlight: die Fahrt zum AWO Reiseball an den Rangsdorfer See. Dort werden sie einen Auftritt der Saaletaler Schlagerstars erleben. »Solche speziellen Veranstaltungen sind immer sehr beliebt«, erzählt AWO Reisebegleiterin Heidrun Kleinhans beim Spaziergang über die Steinmole zur Anlegestelle. »Für unser Neujahrskonzert in der Berliner Philharmonie haben sich schon jetzt viele angemeldet.«

Das Nebelhorn der »Weißen Flotte« ertönt – Start für die zweieinhalbstündige Fahrt über die Müritz, dem größten zusammenhängenden Seengebiet Mitteleuropas. Einige Senioren sind an Deck gegangen und lauschen dem naturkundlichen Vortrag des Kapitäns, der so erfrischend ist wie die feuchte Seebrise.

Die meisten jedoch sitzen drinnen und lassen zu Kaffee und Kuchen die Schilflandschaft, Kiefernwälder und Moore an sich vorbeiziehen.

Die Bandbreite der Tagestouren reicht vom Forellenessen im Schlaubetal bis zur Gondelfahrt im Wörlitzer Park, vom Kulturtrip in die Lutherstadt Wittenberg bis zur MDR-Studiotour nach Leipzig. Und sogar »Überraschungsfahrten«, bei denen die Kunden morgens noch nicht wissen, an welchem Ort sie am Nachmittag einkehren werden, gehören zu den Buchungs-favoriten. Da sage noch mal einer, Senioren seien nicht flexibel! Es habe sich vieles geändert auf dem Tourismusmarkt für Ältere, so Dorit Klinke vom AWO Reise- dienst »Reisen mit Herz« Berlin-Brandenburg, der rund 120 Ziele in seinem Katalog anbietet, darunter auch Kreuzfahrten oder »Oma-Opa-Enkel«-Urlaube.

Wir gehen mit der Zeit und stellen uns auf die gestiegenen Anspruche ein.

Dazu gehören ein kostenloser Haustür-Transfer und ein sogenanntes Rundum-Sorglos-Versicherungspaket, oft auch der Verzicht auf einen Zuschlag für die meist auf Seniorenreisen gebuchten Einzelzimmer. Beim Wohlfahrtsverband legt man eben besonders viel Wert auf ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis. »Wir bieten zum Beispiel eine achttägige Kreuzfahrt nach Süd-Norwegen mit allem Drum und Dran für knapp 900 Euro an«, sagt Dorit Klinke. Wichtig sei, auch bei den Details auf die Bedürfnisse einer älteren Klientel einzugehen. Statt eines Buffets wird das Essen am Tisch serviert, und die Bordsprache ist Deutsch.

Weiter zu beobachten ist die steigende Nachfrage nach dem Urlaub im eigenen Land. So fand die Forschungsgemeinschaft »Urlaub und Reisen« jüngst heraus, dass ein Drittel der Bundesbürger gern in Deutschland bleibt. Besonders beliebt ist, neben Bayern und Mecklenburg-Vorpommern, das Obere Mittelrheintal, dessen einzigartige Landschaft seit 2002 zum Weltkulturerbe gehört. Weinberge und Wanderwege durch romantische Fachwerkdörfer prägen die Region zwischen Koblenz und Bingen, die übrigens auch unsere ausländischen Nachbarn nur allzu gern besuchen.

Eine Sprachenmelange aus Spanisch, Italienisch, Französisch, Englisch und Holländisch ist auf der Promenade in Boppard zu hören. Auf der Gartenterrasse des hübschen Jugendstillokals »Le Jardin« sitzt Egon Ginsbach mit elegantem Sonnenhut und genießt an der Seite seiner Frau Alice zum kühlen Kölsch den Blick aufs Wasser. »Wir sind schon viel in der Welt herumgekommen«, erzählt der 84-Jährige aus Brüssel, »aber immer wieder zieht es uns an den Rhein.« Und natürlich auf den Rhein. Eine Schiffsfahrt entlang der vielen mittelalterlichen Burgen, die sich wie Riesen entlang des Ufers aufbäumen, gehört hier zum Urlaubsprogramm so wie der Riesling zum Flammkuchen. Und so strömen jetzt die Leute von überallher, um sich mit der »Köln-Düsseldorfer« auf den Weg zu machen ins Tal der Loreley. Mit an Bord: eine jecke Frauenrunde, die mit ihrem Lachen und Geschnatter das Bild der rheinischen Frohnatur aufs Schönste bestätigt. Seit vielen Jahren spielen die Damen, zwischen 62 und 71 Jahre alt, Doppelkopf und unternehmen Ausflüge.

»Und einmal im Jahr fahren wir richtig in Urlaub und verprassen unsere Kasse«, erzählt Eva Fröhlke. »Demnächst geht’s in ein Wellness-Hotel.«

Denn das Interesse an Gesundheits-urlauben ist in den letzten Jahren ebenfalls enorm gewachsen. Das konnte man auch auf der diesjährigen Seniorenmesse SenNova in Hamburg beobachten, wo zahlreich Stände von Spezialanbietern wie Kneipp oder »Bewegt reisen« vertreten waren.

Fit-&-Vital-Angebote sind der absolute Renner

Fakt ist: Die ältere Generation möchte dem Körper etwas Gutes tun, ihn hegen und pflegen. Ob Basenfasten, Moorpackung oder Zen-Gymnastik – Hauptsache es hilft, Krankheiten vorzubeugen. Bei dem AWO Reisedienst sind die »Fit & Vital«-Angebote der absolute Renner. Da geht es vom Morgenlauf bis zum abendlichen Ernährungsvortrag, von der Aqua-Rhythmik bis zum Walking-Kurs rund ums Wohlbefinden. »Gesunder Rücken – Bewegung und Spaß« heißt es z. B. im September, wenn im Kurort Mielno an der polnischen Ostseeküste mit gezielten Übungen die Wirbelsäule gestärkt wird. Ein besonderer Service der AWO sind die Gesundheitswochen für Menschen mit Demenz. Unter dem Motto »Atempause – Zeit für mich« können sie und ihre pflegenden Angehörigen etwa im »Haus am Sund« im Ostsee-Heilbad Großenbrode dank Tagesbetreuung gemeinsam urlauben. Wer will, tauscht sich hier in Gesprächsrunden mit ebenso Betroffenen aus.

In einem anderen Ostseeheilbad, nämlich in Dahme, verbringt Waltraud Fischer aus Leverkusen jeden Sommer. »Seitdem habe ich keine Schilddrüsenprobleme mehr«, so die 69-Jährige, für die der schleswig-holsteinische Ferienort längst zur zweiten Heimat geworden ist. Hier hat sie neben einem Wohnwagen-Platz auch Freunde gefunden – und mit Radfahren ein neues Hobby. Jeden Tag strampelt sie sich durch Dünen und Dörfer mit reetgedeckten Häusern, heute sogar bis ins 25 Kilometer entfernte Grömitz.

Nur im Strandkorb rumzuhängen wäre auch nichts für Helga Deubert, die gerade einen zweiwöchigen Urlaub in Dahme verbringt.

»Seit ich denken kann, habe ich Fernweh«, so die 68-Jährige aus Frankfurt am Main. »Früher bin ich sogar extra nach der Arbeit zum Flughafen gefahren, um die internationale Atmosphäre zu spüren. Beim Anblick der Flieger ging es mir sofort besser.«

Heute finanziert sie ihre Reiselust mit gelegentlichen Jobs als Bordstewardess. »Ich betüdel Leute im Bus wie neulich nach Italien und komme dabei selbst in den Genuss der weiten Welt.«

Zurück zu Heidrun Kleinhans an die Müritz. Für »Reisen mit Herz«, so der Name der AWO Agentur aus Berlin-Brandenburg, geht sie oft mehrmals die Woche auf Tour und kümmert sich nonstop um alle Fragen, Sorgen und (Extra-)Wünsche. Dabei achtet sie auch auf eine gute Balance zwischen Anregung und Erholung, wie jetzt nach der Dampfschifffahrt. Wer will, kann sich noch im Müritzeum schlaumachen über Karpfen, Aal, Zander und andere Fischarten der Region.

Gegen 18 Uhr geht’s wieder zurück gen Heimat. Müde, aber erfüllt von den neuen Eindrücken, steigen die Senioren in den Bus.

Reiseinfos: AWO Reisedienst GmbH, Tel. 0331 600 690, www.awo-reisedienst.de

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