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Altwerden – aus Sicht der Jungen

Zwei junge Frauen haben ihren ganz eigenen Blickwinkel auf das Thema »Alter«.

Nina Kuschel, 16

Nina absolvierte ihr Schulpraktikum in der AWO Journal Redaktion. Da lag es auf der Hand, sich mal mit dem Thema Alter auseinanderzusetzen.

Bislang habe ich mir noch keine genaueren Gedanken übers Altwerden gemacht, da ich es nicht einfach finde, mehr als ein paar Jahre vorherzusehen.

Allerdings ist mir besonders wichtig, auch in Zukunft fit und gesund zu bleiben, denn ich möchte so lange wie möglich ein selbstständiges Leben führen. Auch wenn es der Lauf der Dinge ist, so hoffe ich doch, nicht so schnell gebrechlich zu werden.

Ich denke, dass es auch im Alter viele Dinge gibt, auf die man sich freuen kann. Später ist man zum Beispiel nicht mehr so eingebunden in Job und andere Verpflichtungen. Man kann seinen Hobbys nachgehen, reisen und nach Lust und Laune den Tag gestalten.

Im Alltag, wenn ich durch die Straßen laufe, beim Bahnfahren oder Einkaufen fällt mir auf, dass Senioren oftmals gelassener wirken. An ihnen scheint die allgemeine Hektik und der tägliche Stress abzuprallen. Bei einigen habe ich das Gefühl, dass sie einsam sind, andere wirken wiederum gesellig und lebenslustig.

Ich finde, man kann das Altsein nicht an einer Zahl festmachen. Es gibt Menschen, die schon mit 45 Jahren aufgrund ihrer inneren Einstellung und äußeren Erscheinung wie Greise wirken.

Andere wiederum sind auch noch nach ihrer Rente neugierig auf das Leben, interessieren sich für die Themen der Zeit und versuchen sich auch mit den Problemen und Hoffnungen meiner Generation auseinanderzusetzen, statt nur zu sagen, dass früher alles besser war.

Nach der Schule würde ich gerne viel von der Welt sehen und auf diese Weise Erfahrungen sammeln. Aber vor allem möchte ich jetzt erstmal mein Abitur schaffen, um einen guten Job zu bekommen und später nicht in Altersarmut leben zu müssen.

Maike Harmening, 25

Maike machte nach ihrem Realschulabschluss eine Ausbildung zur Erzieherin. Weil ihr die Perspektiven in diesem Beruf fehlten, sattelte die junge Frau um und arbeitet seit gut zwei Jahren bei der AWO als Altenpflegefachkraft.

Dass ich irgendwann einen sozialen Beruf ergreifen würde, stand für mich schon früh fest. Ich komme vom Dorf – da kennt und kümmert man sich, hat auch mit älteren Menschen viel Kontakt. Mir war allerdings wichtig, dass ich nicht in diesem vertrauten Umfeld bleibe, sondern auch räumlich eine gewisse Distanz beibehalte. Mein Heimatort Stolzenau ist rund 35 Kilometer vom AWO Seniorenheim in Minden entfernt. So habe ich Zeit, die Dinge zu verarbeiten, bekomme genug Abstand zwischen meinem Job- und Privatleben.

Ich habe mich sehr gefreut, als mir die Einrichtungsleitung nach der dreijährigen Ausbildung eine Stelle anbot. Seit 1. Oktober 2010 bin ich nun als Altenpflegefachkraft im Wohnbereich für demenziell veränderte Menschen tätig. Meine Oma, die mir sehr nah war, litt unter Demenz; insofern kannte ich das Krankheitsbild und hatte von Anfang an keine Berührungsängste. Klar ist das was anderes als den Tag mit Drei- bis Sechsjährigen zu verbringen. Die Kinder kommen automatisch angelaufen und machen weitgehend das, was man sagt.

Hier muss man flexibel sein, sich immer wieder neu auf die Situation und die Bewohner einlassen, die ihren eigenen Kopf haben. Aber gerade dieses Unvorhersehbare, dass kein Tag dem anderen gleicht, reizt mich.

Und dass man lernt, schnell eigenverantwortlich zu handeln, zum Beispiel wenn ein Bewohner nachts stürzt.

Viele in meinem Alter machen sich eine völlig falsche Vorstellung von diesem Beruf, auch meine Bekannten bei der Jugendfeuerwehr in Holzhausen, wo ich mich schon lange ehrenamtlich engagiere. Irgendwann haben mich die Vorurteile so genervt, dass ich eine Übung im Dorf-Altenheim veranlasste. Danach wussten sie, dass es um mehr geht als nur darum, das Gesäß zu säubern.

Jungen Leuten den Beruf näher zu bringen und sie zu fördern, macht mir Spaß. Deshalb habe ich inzwischen auch eine Weiterbildung zur Praxisanleitung gemacht und bin Ansprechpartnerin für die Auszubildenden. Gerade wenn es um das schwierige Thema Tod und Sterben geht, besteht großer Gesprächsbedarf. Ich finde es schön, dass ich inzwischen meine Erfahrungen weitergeben kann. Wie es sich bei mir beruflich entwickeln wird, weiß ich noch nicht so genau. Ich bin offen für Neues, und glücklicherweise gibt`s ja viele Entfaltungsmöglichkeiten, wie eine Qualifizierung zur Wohnbereichs- oder Pflegedienstleitung. Oder vielleicht drücke ich noch mal die Schulbank und studiere. Hauptsache, ich bleibe in engem Kontakt mit den Bewohnern. Ein Job im Büro oder bei der Bank wäre für mich nicht denkbar. Allerdings muss man als Altenpflegerin auch bereit sein, am Wochenende, in der Nacht und an Feiertagen zu arbeiten. Die Bezahlung ist aber ok: Ich verdiene in meinem 2. Berufsjahr für eine 35-Stunden-Woche nach Tarif 1.600 Euro – da kann man nicht meckern.«

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