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Kaum ein Reiseveranstalter ohne Angebote für Senioren

Das AWO Journal hat mit Dr. Ellen Madeker vom Deutschen ReiseVerband über Trends in der Reisebranche und die Ausrichtung der Angebote auf Senioren gesprochen.

Dr. Ellen Madeker ist Pressesprecherin des Deutschen ReiseVerbandes.

»Frau Dr. Madeker, wie hat sich die Reisebranche auf die reisenden Senioren eingestellt?«

»Die Reisebranche unterstützt die Generation 60-plus und insbesondere mobilitätseingeschränkte Personen von der Reiseplanung über die Beförderung bis hin zum barrierefreien Hotelzugang. Im Reisebüro erhalten Urlauber umfassende Beratung und nützliche Tipps und Hinweise für ihre Reise. Es gibt zahlreiche Spezialanbieter, die Reisen nach den jeweiligen individuellen Bedürfnissen maßschneidern.«

»Inwiefern haben Reiseveranstalter ihre Angebote verändert oder erweitert?«

»Seit einigen Jahren gibt es z.B. das Format Betreute Seniorenreisen. Dabei steht während der gesamten Reisedauer ein Betreuungsteam zur Verfügung, das die Reisenden zuhause abholt, bei Transfers behilflich ist und dabei beim Verladen des Gepäcks und bei anderen körperlich anstrengenden Tätigkeiten hilft. Es gibt auch Angebote, bei denen Pflegepersonal oder ein Arzt mitreist, so dass selbst pflegebedürftige und chronisch kranke Menschen das Reise möglich ist.«

»Welche Rolle spielt diese Zielgruppe für die Tourismusbranche?«

»Eine wichtige. Die steigende Zahl älterer Menschen sort seit Jahren für stabile Zuwächse im Reisemarkt. Kaum ein Veranstalter verzichtet heute mehr auf Reiseangebote für ältere Menschen.«

»Welche Reiseziele sind besonders beliebt?«

»Das beliebteste Reiseziel der Generation 60-plus ist Deutschland. Im eigenen Land sind die Distanzen überschaubar, zudem gibt es keine Sprachbarrieren, und man bewegt sich in einer vertrauten kulturellen Umgebung. Beliebte Reiseziele im Ausland sind Italien, Österreich und Spanien.«

»Wie stellen sich Hotels, Reiseveranstalter und Fluggesellschaften auf die Zielgruppe ein?«

»Viele Reiseveranstalter bieten ihren Kunden einen Haustürabholservice an. Dabei wird stets darauf geachtet, dass die jeweiligen Verkehrsmittel — zumeinst Shuttlebusse — rollstuhlgerecht sind. Die Deutsche Bahn leistet kostenfreie Hilfe beim Ein-, Um- und Aussteigen, z.B. weil jemand auf einen Rollstuhl angewiesen ist, blind oder sehbehindert ist. Auch viele Fluggesellschaften unterstützen ältere oder mobilitätseingeschränkte Passagiere. Meist werden Rollstühle ohne Aufpreis befördert oder es stehen unentgeltlich spezielle Rollstühle zur Verfügung. Viele Fluggesellschaften bieten die sogenannte FREMEC-Karte an. Die speziell für Vielflieger mit eingeschränkter Flugreisetauglichkeit entwickelte Frequent Traveller’s Medical Card enthält alle für die Betreuung wichtigen Daten und ersetzt das sonst für jeden Flug notwendige medizinische Betreuungsformular. Allgemein kann man zudem sagen, dass das Angebot an barrierefreien Unterkünften in den letzten Jahren rasant gestiegen ist.«

»Welche Trends lassen sich um Seniorentourismus beobachten?«

»Hochsee- und Flusskreuzfahrten, besonders auf dem Rhein und auf der Donau, sind aktuell sehr beliebt. Denn Schiffsreisen bieten hohen Komfort und umfassenden Service. In der Regel ist zudem medizinische Betreuung mit an Bord. Außerdem ist man auf dem Schiff sehr flexibel: Wenn das Wetter nicht so schön ist oder man sich nicht wohl fühlt, lässt sich auch mal auf einen Landgang verzichten.«

»Welche verschiedenen Reisetypen kann man innerhalb der Zielgruppe ausmachen?«

»Entscheidend ist, dass es die Senioren gar nicht gibt. Wir haben es hier mit einer sehr heterogenen Gruppe zu tun. Individuelle Wünsche sind geprägt von der persönlichen Lebenssituation, auch von Gewohnheiten und Erfahrungen, aber auch vom Gesundheitszustand und möglichen Einschränkungen. Das Klischee der Senioren, die vornehmlich in Kurorte reisen, gehört der Vergangenheit an.«

»Junge Reisende sind in manchen Bereichen des Reisens aufgrund ihres Alters benachteiligt, z.B. Zuschläge bei der Autovermietung. Gibt es im Seniorentourismus ähnliche Phänomene?«

»Ganz im Gegenteil: In der Regel profitieren Senioren von zahlreichen Vergünstigungen, etwa beim Eintrittspreis zu Bädern, Museen oder auch im öffentlichen Nahverkehr. Es gibt vereinzelt Veranstalter, die insbesondere Personen ab einer bestimmten Altersgrenze — z.B. ab 60 Jahre — ansprechen. Natürlich sollen aber jüngere Gäste nicht ausgeschlossen werden, schließlich ist oftmals ein mitreisender Partner etwas jünger oder etwas älter. Der jüngere Partner wird dann ein — moderater — Alterszuschlag in Rechnung gestellt.«

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