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Willkommen an Bord!

Gluckliches Pärchen auf dem Flusskreuzfahrschiff »Isabella«
© Eric Langerbeins/COMMWORK Werbeagentur GmbH

Kreuzfahrten sind »in«. Weltweit kurbeln Reedereien die viel gehegte Sehnsucht danach mit dem Bau neuer, immer spektakulärerer Schiffe an. Doch gerade ältere Menschen brauchen weder eine Kletterwand noch ein 3-D-Kino oder Lasershows an Bord. Sie genießen vielmehr die vorbeiziehende Landschaft, etwa während eines Fluss-Törns. Das Team des AWO Journals schipperte mit auf der Donau von Passau nach Wien und erlebte eine höchst abwechslungsreiche Tour – mit einer charmanten Crew, feinstem Essen und urgemütlichen Kabinen.


An-der-Deck-der-Isabella
© Eric Langerbeins/COMMWORK Werbeagentur GmbH

Eine Prinzessin lässt man nicht warten. Schon gar nicht, wenn sie einen mitnimmt auf ihre Reise in die einstige K.-u.-k.-Metropole Wien. Und so legt die Taxifahrerin in Passau noch einen Gang zu, um ja rechtzeitig die Anlegestelle der MS »Prinzessin Isabella« zu erreichen, gleich hinter der (wie passend!) Prinzregent-Luitpold-Brücke. Diese ist nicht weit entfernt vom Dreiflüsseeck, wo Ilz, Inn und Donau zusammentreffen und wo sich vor zwei Jahren die größte Flutkatastrophe der Stadtgeschichte ereignete. »Das Wasser stand über zwölf Meter höher als sonst und ließ ganze Stockwerke verschwinden«, erinnert sich die Frau am Lenkrad. »Weil keine Schiffe mehr fuhren, fiel auch für uns Taxifahrer damals das Geschäft ins Wasser.« Mit 17 Anlegestellen hat sich die schöne Stadt in Niederbayern längst auf den Flussschifffahrt-Tourismus eingestellt. Im Sommer kommen die Menschen von überall her, um ab hier Europas zweitlängsten Fluss (nach der Wolga) zu erleben.

Nach viel Regen im Frühling ist der Pegel an diesem Tag zwar wieder ordentlich – aber kein Grund zur Sorge. Langgestreckt, in strahlendem Weiß und mit der Eleganz einer echten Royal, liegt »Isabella« am Kai. Die Einschiffung ist in vollem Gange an diesem bewölkten Freitagnachmittag. Wie in einem Hotel erhält man an der Rezeption seinen Schlüssel. Doch anders als auf den großen Pötten, liegen hier alle Kabinen außen. Einige sind sogar mit Panoramafenstern und französischen Balkonen ausgestattet.

Beim Öffnen des Kleiderschranks fallen sofort die orangefarbenen Schwimmwesten ins Auge. Die soll jetzt jeder Passagier zum Übungsalarm aufs Sonnendeck mitnehmen.

Passagiere-Notfallprobe-mit-Schwimmwesten
© Eric Langerbeins/COMMWORK Werbeagentur GmbH

Denn bevor es heißt »Leinen los!«, probt Reiseleiter Uli Deiß den Notfall! »Wenn dieser Ton erklingt«, sagt er und löst dabei ein schrilles Signal aus, »müssen Sie die Weste überziehen – Leuchtzeichen nach vorne! Und drunter möglichst warme Kleidung, denn die wird Sie bei 14 Grad Wassertemperatur etwas schützen.« Merkwürdig, mit der Rettungsweste am Körper, die alle gleich aussehen lässt, fühlt man sich plötzlich wie in einer Schicksalsgemeinschaft. Und in der ist man ja schließlich auch. 119 Frauen und Männer teilen sich das Abenteuer Flusskreuzfahrt und machen sich auf eine fünftägige Reise, über Linz und Wien bis hin nach Budapest und zurück dann via Bratislava und die Wachau.

Viele Gäste hatten eine lange Anreise und freuen sich nun auf eine Stärkung.

Buffet-zur-Starkung
© Eric Langerbeins/COMMWORK Werbeagentur GmbH

Die gibt’s in Form von Suppe und Kuchenbuffet (natürlich mit der obligatorischen Donauwelle) im »Musiksalon«, der das gediegene Flair eines Wiener Kaffeehauses ausstrahlt. Zu dem »Einschiffungs-Snack« serviert Uli Deiß von »Phoenix Reisen« ein paar Informationen zur Reise. Notizen braucht er keine, der gebürtige Freiburger begleitet die Strecke 23 Mal von April bis Oktober, und das seit sechs Jahren.

Nach einer knappen Stunde auf dem Wasser erreicht man die erste von 24 Schleusen: Jochenstein, direkt an der deutschösterreichischen Grenze, mit der Nixe Isa, einer Schwester der Loreley.

Schon werden die Handykameras gezückt – da unterscheiden sich die meist älteren Herrschaften nicht von der Enkelgeneration.

Schlögener-Schlinge
© Eric Langerbeins/COMMWORK Werbeagentur GmbH

Schließlich soll das 10 m tiefe Absenken des Schiffes für die Daheimgebliebenen dokumentiert werden.

Frank und Jutta Förster finden diese Region so reizvoll, dass sie im Anschluss noch eine Woche im bayerischen Wald verbringen werden. Sie kommen aus Hannover und nutzen die Schifffahrt als Einstieg in den Urlaub.


»Hier ist alles im Fluss, die Landschaft ebenso wie die Gedanken.«


So die 75-Jährige mit einem Lächeln. Sie freut sich vor allem auf Budapest und Bratislava – zwei Städte, die sie und ihr Mann noch nicht kennen.
Jeden Tag eine neue Metropole und dazwischen der Blick auf die üppig-ursprüngliche Natur, auf Weinberge, Kirchen, Klöster, Schlösser und Ritterburgen links und rechts des Ufers – das macht den Törn auf der Donau stromabwärts so beliebt. Kaum ein anderer Fluss bietet innerhalb einer so kurzen Distanz eine derart geballte Vielfalt an Sehenswürdigkeiten und landschaftlichen Schönheiten.

Von Weitem ist jetzt das nächste Highlight in Sicht: die Schlögener Schlinge, die 2008 von der Bevölkerung zum »Naturwunder Oberösterreichs« ernannt wurde. Hier wendet die Donau in einer engen Kehre um 180 Grad, bevor sie weiter Richtung Osten verläuft. »Faszinierend«, findet Rita Reimann. Schon immer gehörte diese Tour zu den Sehnsuchtszielen der 78-Jährigen, die sie eigentlich mit ihrem Mann unternehmen wollte. Nach dessen Tod vor einem Jahr ist nun Tochter Ute Schaab an ihrer Seite. Die Ruhe und gleichzeitige Kraft des Wassers tut den beiden Frauen sichtlich gut. Mehr Entschleunigung geht nicht.

Wer hingegen den Trubel sucht, findet ihn an Deck der riesigen Kreuzfahrtschiffe, die nicht auf Flüssen, sondern auf den sieben Weltmeeren unterwegs sind. Die Branche boomt wie nie zuvor, und es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht wieder irgendwo ein neues schwimmendes Luxushotel ablegt.
Wohin die Reise geht, ist fast sekundär, denn mit den immer aufwendigeren Unterhaltungsprogrammen wie in Las Vegas werden diese Pötte selbst zur Hauptattraktion. Wie auch die MSC »Splendida«, die jüngst in Volksfestatmosphäre ihren Erstanlauf in Hamburg feierte, ihrem Heimathafen. Mit ihrer Kapazität für über 6.000 Menschen findet ein ganzes Dorf auf dem Hochhaus-hohen Dampfer Platz. Sechs Restaurants, vier Pools, Bowlingbahn und Casino, Discothek, Wellness-Tempel sowie ein Theater im Broadway-Stil mit täglichen Abendshows – den Superlativen sind hier keine Grenzen gesetzt.

Anne und Georg Windisch, beide 70, gehörten zu den ersten Gästen und freuten sich auf den Kurztrip nach Amsterdam, den ihnen die Töchter zum runden Geburtstag schenkten. »Mein Vater war Schiffsführer, deshalb fühle ich mich sehr dem Meer verbunden«, erzählt die Seniorin. »Auch wenn ich aus Mainz komme, fließt Wasser in meinen Adern.«

Kapitän-Mykola-Volyansky
© Eric Langerbeins/COMMWORK Werbeagentur GmbH

Für Rita Reimann käme eine Hochseefahrt nie in Frage. »Ich muss immer das Ufer sehen können und wissen, dass ich im Notfall hinüberschwimmen kann«, sagt sie auf dem Weg zurück in den Musiksalon, wo der Kapitän der MS »Prinzessin Isabella« die Passagiere offiziell begrüßt.

Wie er so dasteht in der feschen Uniform, die Offiziere sowie der Chefkoch an seiner Seite, erinnert das an Szenen aus dem »Traumschiff«. Ein klein wenig Glamour und einen Hauch von weiter Welt darf es auch auf einer Flussfahrt geben. Der Hotelmanager, quasi das Sascha-Hehn-Pendant, kommt zwar aus der Ukraine und ist recht klein, aber im freundlich-zugewandten Umgang mit den Passagieren kann es Vitaly Dromov locker mit seinem berühmten TV-Kollegen aufnehmen.

Reiseleiter Uli Deiß
© Eric Langerbeins/COMMWORK Werbeagentur GmbH

Ebenso Uli Deiß. Der hat inzwischen seinen legeren Reiseleiter-Dress aus türkisfarbenem T-Shirt und weißer Hose gegen Anzug und Krawatte getauscht. Wie er haben sich auch die meisten Gäste zum Abendessen schick gemacht. Nicht übertrieben, aber es ist eine festliche Stimmung im Restaurant zu spüren, was nicht zuletzt an den Kellnern liegt, die geschmeidig die mit Köstlichkeiten drapierten Teller zwischen den Tischen balancieren.


»Das alles macht den Eindruck eines 5-Sterne-Hotels.«


So schwärmt Frank Förster, während er die Vorspeise aus Kalbslebermousse mit Himbeeren und Maischips genießt. Der Jurist im Ruhestand ist mit seiner Frau schon viel gereist, noch nie jedoch auf dem Wasserweg. »Wir sind angenehm überrascht.« Erstaunlich auch, wie leise es bei einem mehrgängigen Menü zugehen kann, bei dem außerdem reichlich Bier und Wein fließen. Als ob sich das fast meditative Dahingleiten des Bootes auf die Menschen überträgt. »Am ersten Tag macht sich die Müdigkeit durch die vielen neuen Eindrücke bemerkbar«, weiß Uli Deiß. »Schon morgen wird es ausgelassener zugehen – auch auf der Tanzfläche.«
An diesem Abend steht noch eine Diashow auf dem Programm. Die stimmungsvollen Bilder der nächsten Stationen kommentiert der Reiseleiter, der im Winter für Phoenix Reisen in der Südsee unterwegs ist, routiniert und stets garniert mit einem flotten Spruch.

Donauufer-beleuchtet
© Eric Langerbeins/COMMWORK Werbeagentur GmbH

In der Dunkelheit leuchtet es plötzlich am rechten Donauufer rot auf. Via Lautsprecher hört man, dass es sich dabei um Linz´ hochmodernes Kunstmuseum handelt, das nachts ganz in Rot getaucht ist. Wenig später am anderen Donauufer der nächste Farbrausch: das neonblaue Glasgebäude des »Ars Electronica«, dem »Museum der Zukunft«. Nach diesen Lichtspielen der besonderen Art ziehen sich viele in ihre Kabinen zurück. Andere gönnen sich noch einen »Gute-Nacht-Imbiss« zu den Keyboardklängen von Bordmusiker Peter.
Als er den Andrea-Berg-Titel »Ein Tag mit dir im Paradies« singt, da werfen sich auch seit Jahrzehnten verheiratete Paare wieder verliebte Blicke zu.

»Guten Morgen«, ruft ein Zimmermädchen fröhlich über den Flur. »Gut geschlafen?« In der Tat, so fest wie selten. Das können allerdings nicht alle behaupten. Am Frühstücksbuffet ist die Nachtruhe Thema Nummer eins. Vielen machten die Rumpelgeräusche zu schaffen, die das Schiff beim Schleusen verursacht, weil es dabei die Wände berührt. »Das ist schon sehr gewöhnungsbedürftig«, sagt eine Dame und fügt mit einem Lachen hinzu: »Schnaps hilft aber.«

Obwohl immer noch tiefgraue Wolken am Morgenhimmel hängen, herrscht aufgekratzt-fröhliche Stimmung. Wir befinden uns bei Stromkilometer 1.934, also kurz vor Wien. Anne Wilmer steht mit ihrer 74-jährigen Mutter, einer Landwirtin aus dem nordrhein-westfälischen Lüdinghausen, auf Backbord-Seite und findet es »einfach schön, mal Zeit füreinander zu haben.« Es fällt auf, wie viele erwachsene Kinder mit einem Elternteil diese Reise unternehmen, darunter die 80-jährige Lieselotte Wagner aus Stuttgart mit ihrer Tochter Christine sowie Hannelore Schluckert aus Berlin, die von Tochter Heike Hundertmark begleitet wird. Alle freuen sich auf die vielen Ausflüge an Land, die sie zusätzlich gebucht haben. Für die einen steht neben der Stadtrundfahrt noch der Besuch eines Kammerorchesters an. Andere erkunden auf eigene Faust und zu Fuß Österreichs Hauptstadt. Schließlich sind es von der Anlegestelle nur vier U-Bahn-Stationen zum Stephansplatz. Wer mag, kann auch an Bord bleiben, in der Bibliothek schmökern oder an den Geräten im Fitnessraum trainieren.

Für das AWO Journal Team heißt es allerdings Abschied nehmen von »Prinzessin Isabella«, die am Abend Kurs auf das ungarische Esztergom nimmt. Wir machen einen Knicks vor Ihrer Majestät und sagen: Danke – schön war’s!


Informationen zu dieser Schiffsreise und anderen Strecken von Phoenix Reisen finden Sie unter www.phoenixreisen.com. Einen Katalog des Bonner Reiseunternehmens, das weltweit Schiffstouren anbietet, können Sie bestellen unter Tel. 0228-9260-0 oder unter der E-Mail-Adresse info@PhoenixReisen.com. Auch der Reisedienst der AWO hat Fluss- und Hochsee-Kreuzfahrten in seinem Programm, darunter den 6-Tage-Törn von Hannover nach Dresden oder die neue Tour »Hauptstädte am Atlantik«. Infos unter www.reise-herz.de oder unter der Urlaubs-Hotline 0331-600 690.

 

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