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Elan, Empathie & Einsatz – AWO Einrichtungsleiterin Hannelore Emontz-Meister

Emontz Meister
Hannelore Emontz Meister, © Eric Langerbeins, COMMWORK Werbeagentur GmbH

Hannelore Emontz-Meister leitet in München-Unterschleißheim das »AWO Begegnungszentrum für Senioren«. Neben fachlicher Beratung (z. B. bei Fragen zum Thema Betreuung) wird ein vielfältiges Programm vom Sprach- bis zum Smartphone-Kurs angeboten. »Hilfe durch Selbsthilfe« ist die Devise der Sozialpädagogin, die seit einem Sportunfall im Rollstuhl sitzt.

»Im vergangenen Jahr feierte ich 30-jähriges Berufsjubiläum, und wenn ich zurückschaue, dann hat sich seitdem viel verändert. Das fängt schon mit dem Namen an: Als ich 1986 die AWO Einrichtung übernahm, hieß sie noch »Altentagesstätte«. Da mir immer schon die Vernetzung und der Austausch mit anderen Organisationen und Generationen wichtig war, nennen wir uns seit 1990 mit dem Umzug in ein größeres Gebäude, das wir mit der örtlichen VHS teilen, »Begegnungszentrum«.

»Es liegt in meinem Naturell, immer nach vorne zu schauen und das Beste aus allem zu machen.«

Auch unser Angebot unterscheidet sich sehr von früher, zumal Unterschleißheim viel dörflicher geprägt war. Man gab sich mit einem Handarbeitstreff zufrieden, heute heißt das »Kreativwerkstatt« und umfasst wesentlich mehr. Tanztee, Töpfern und Diavortrag war gestern. Stattdessen gibt es bei uns ein täglich geöffnetes Internetcafé. Das Spektrum, aus dem die Senioren das für sie Passende wählen, umfasst unterschiedlichste Aktivitäten, aber auch Vorträge, Gesprächskreise, Ausflüge und Beratungen.

Unser Ziel ist, die Autonomie und Selbstständigkeit der älteren Menschen zu unterstützen und zu erhalten. »Hilfe zur Selbsthilfe« ist ein großes Anliegen von mir, was sicherlich auch mit meiner eigenen Biografie zu tun hat, denn ich bin querschnittsgelähmt und sitze im Rollstuhl. Wie es dazu kam? Ich war 27 und bereits drei Jahre für die AWO tätig, als dieser Sportunfall während meines USA-Urlaubs passierte. Ich machte einen Fallschirmsprung und geriet bei der Landung in eine Windböe, die mich in ein mit Eisenstäben durchzogenes Weinfeld riss. Wenn kein Feiertag gewesen wäre und ich nicht noch fünf Tage auf die OP hätte warten müssen, wäre ich vielleicht ohne diese dramatischen Auswirkungen davongekommen. Aber obwohl ich damals noch so jung war, habe ich mit meinem Schicksal nie gehadert, sondern es als Weg angenommen, den ich gehen muss. Es liegt in meinem Naturell, immer nach vorne zu schauen und das Beste aus allem zu machen. Außerdem hat mir der starke Zusammenhalt meiner Familie geholfen. Ich bin mit fünf Geschwistern aufgewachsen und einer Mutter als Sozialarbeiterin. Sie hat mich auch in meinem Berufswunsch geprägt, denn ich wusste schon früh, dass ich im sozialen Bereich arbeiten möchte.

Nach meinem Unfall habe ich zwei Jahre ausgesetzt, auch danach dauerte es lange, bis ich wieder meine Selbst- und Eigenständigkeit erlangte, aber diese Zeit hat mich stolz und stark gemacht.

»Die AWO unterstützte mich in einer Zeit, als Inklusion noch ein Fremdwort war.«

Eine Führungsposition als Frau mit Handicap ist, vor allem war, alles andere als selbstverständlich. Doch ich hatte Glück mit meinem Arbeitgeber: Die AWO unterstützte mich in einer Zeit, als Inklusion noch ein Fremdwort war. Heute setze ich mich für andere Betroffene als Behindertenbeauftragte von Unterschleißheim ein. Mein Blick auf gesellschaftliche Themen ist ein anderer, was sich auch bei unserem Programm bemerkbar macht. So gibt es zum Beispiel einen Treffpunkt für Schlaganfallbetroffene. Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, dass alles gut tut außer Mitleid. Glücklich macht mich, wenn ich sehe, wie ältere Menschen hier wieder aufblühen, weil sie etwas gefunden haben, das ihnen Freude bereitet und sie diese Freude mit neuen Bekanntschaften teilen können. Ich selbst schalte am besten beim Sport ab und gehe regelmäßig schwimmen und Handbiken, die Radfahr-Variante für Rollstuhlfahrer. Und jetzt im Frühling genieße ich wieder die Spritztouren im Motorrad mit Beiwagen meines Mannes. Albert lernte ich übrigens kennen, als ich mein Auto behindertengerecht umrüsten ließ. Auch das war Schicksal.«

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